In der Chinesischen Medizin spielt die Ernährung eine große Rolle. Qi oder Energie kann der Körper über zwei Wege aufnehmen: Durch die Atmung „daqi“ und durch die Nahrung „guqi“. So kann das mitgegebene Potential Jing bewahrt und geschützt werden, und die Organe haben genügend Energie, um ihren Aufgaben nachzugehen.
In dem chinesischen Kulturkreis gilt: Morgens essen wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler. Nach der Organuhr kann der Körper so die aufgenommene Nahrung am besten verdauen. Das Frühstück sollte nach Möglichkeit warm sein, und die Mahlzeiten sollten in Ruhe zu sich genommen werden.
Zum einen gibt es die Fünf-Elemente-Lehre: Nahrungsmittel und Geschmäcker werden den Jahreszeiten zugeordnet. So ist der Geschmack des Frühlings / Holz zum Beispiel sauer, der Geschmack des Sommers / Feuers ist bitter. Dem Spätsommer wird das Element Erde mit dem süßen Geschmack zugeordnet. Darauf folgt das Metall im Herbst mit dem scharfen Geschmack und im Winter das Wasser mit Salz. Besteht nun in einem der Elemente eine Schwäche oder ein Ungleichgewicht, ist es hilfreich, mehr von dieser Geschmacksrichtung zu sich zu nehmen oder dieses auszugleichen.
Des weiteren spielt die Zubereitungsart eine Rolle. Zum Beispiel ist Rohkost energetisch kalt und feucht, Angebratenes oder Gegrilltes ist energetisch heiß und führt zur Feuchtigkeit. Liegt also bei einem Patienten eine feuchte Hitze vor, rate ich von fettiger, gebratener Nahrung ab. Eine Person mit Hitzewallungen, ausgetrockneten Schleimhäuten und stabiler Verdauung sollte dagegen etwas mehr Befreuchtendes, ungekochtes Gemüse oder Obst, zu sich nehmen . Jedes Nahrungsmittel kann außerdem weiter darin unterteilt werden, ob es Yin oder Yang stärkend ist, ob es die Säfte aufbaut oder besonders gut für das Blut ist. Genauso haben Nahrungsmittel eine Kontraindikation, zum Beispiel ist Milch bei Menschen mit einer Feuchtigkeitsproblematik oder einer schwachen Erde nicht geeignet. Es gilt: Was für den einen Medizin, ist für den anderen Gift.
Dies alles kombiniert ergibt schließlich eine Ernährungsberatung, die auf eine Person mit all ihren Schwächen und Stärken zugeschnitten ist.
Natürlich beachte ich jedoch in meiner Praxis bei meinen Patienten immer, inwiefern eine Ernährungsumstellung überhaupt möglich ist. Auch nur kleine Veränderungen, wie morgens ein Frühstück oder statt kaltes Wasser Tee zu trinken, können sehr viel bewirken.